Dienstag, 16. Dezember 2014

Martin Krist liest aus "Engelsgleich" in Dortmund

Nachdem die letzten Tage weniger dem Bloggen und viel mehr den Weihnachtsvorbereitungen gehörten - und ich trotzdem gefühlt noch gar nichts zusammen habe (ist das echt schon nächste Woche?) -, habe ich heute einen Lesungsbericht für euch. Der Thriller-Autor Matrin Krist stellte am Donnerstagabend im "Studio B" der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund sein neustes Werk "Engelsgleich" vor, das Anfang des Monats im Ullstein Verlag erschienen ist.


Der Tisch auf der kleinen Bühne kam bei der Lesung allerdings gar nicht zum Einsatz. Die Besucherzahl war zu Beginn der Veranstaltung nämlich sehr überschaubar - ob sich nicht herumgesprochen habe, dass an dem Abend eine Lesung stattfindet? Jedenfalls konnte man die Zahl Teilnehmer leicht an zwei Händen abzählen, was dazu führte, dass wir in dem Saal mit Bühne kurzerhand einen Stuhlkreis bildeten - ein bisschen Grundschulfeeling, aber natürlich auch ein, im positiven Sinne, ungewöhnlich persönlicher, gemütlicher Rahmen für eine Lesung.

Martin Krist begann mit einer kleinen Vorstellung, wie er über Schreibwettbewerbe über Journalismus und Sachbücher zu seinen ersten Thrillern im Goldmann Verlag gekommen war, die noch unter seinem richtigen Namen Marcel Feige erschienen sind. Erst bei seinem Wechsel zu Ullstein entstand das Pseudonym Martin Krist, da er zu dem Zeitpunkt als Marcel Feige auch noch bei Goldmann unter Vertrag stand. Das Pseudonym behielt er dann auch nach dem Vertragsende bei Goldmann bei und veröffentlicht nun als Martin Krist Krimis und Thriller, unter seinem tatsächlichen Namen Marcel Feige weiterhin Sachbücher (z.B. Biographien von Sido oder Kurt Cobain) und unter einem zweiten Pseudonym, Christoph Brandhurst, erotische Romane.


Nach der Vorstellung wurde dann aus "Engelsgleich" gelesen - und zwar relativ viel. Gleich zwei verschiedene Handlungsstränge aus dem neuen Thriller durften wir, nebenbei Salzstangen knabbernd, kennenlernen, mitfiebern, als eine Frau sich verzweifelt auf die Suche nach ihrer Pflegetochter machte, die verschwunden war, und Hauptkommissar Paul Kalkbrenner erst zu einem (vermeintlichen?) Selbstmord und anschließend an einen weiteren Tatort begleiten, an dem es weit mehr Leichen zu finden gab, als ich erwartet hatte.

Zwischendurch gab es noch ein paar Zusatzinformationen zu den Büchern. So ist "Engelsgleich" fünf Jahre vor Martin Krist' letztem Thriller "Drecksspiel" angesiedelt sein und die Vorgeschichte erzählen, von der sich bei der Hauptfigur David Gross in "Drecksspiel" wohl auch schon einiges andeutete. Außerdem kehrt mit Paul Kalkbrenner der Ermittler aus den drei Thrillern "Wut", "Gier" und "Trieb" zurück, die ursprünglich noch im Goldmann Verlag unter dem Namen Marcel Feige erschienen waren und jetzt von Ullstein unter dem Namen Martin Krist als eBooks neu aufgelegt wurden.


Da ich bisher "Mädchenwiese" gelesen habe (Rezension), habe ich von den Figuren natürlich noch nichts gehört, aber der Autor betonte, dass sowohl "Drecksspiel" als auch "Engelsgleich" abgeschlossene Geschichten erzählen, die sowohl unabhängig voneinander als auch in beliebiger Reihenfolge erzählt werden könnten. 
Besonders interessant fand ich den Vergleich zu TV-Serien, den Martin Krist anstellte: Er erzählte von seiner Vorliebe für skandinavische, britische und amerikanische Serien wie "Breaking Bad", "Kommissarin Lund", "Sherlock" ... (mehr konnte ich mir nicht merken), in  denen über mehrere Staffeln eine Geschichte erzählt würde, in der kleine Details auftauchen, die in dem Moment vielleicht noch nebensächlich erscheinen, um dann ein, zwei, drei Staffeln später plötzlich eine ganz neue, unerwartete Bedeutung zu bekommen. Seine Romane "Drecksspiel" und "Engelsgleich" sieht er daher als die ersten beiden Staffeln einer solchen Serie - ein dritter Roman ist geplant.

Außerdem erzählte der Autor von seinen Recherchen, um die Orte und Handlungen seiner Romane möglichst authentisch zu gestalten. Einblicke in die Polizeiarbeit, ein Austausch mit dem Gerichtsmediziner Mark Beneke und Begehung der Handlungsorte - und die hat sich Martin Krist auch in Dortmund angeschaut und zwar für die Kurzgeschichte "Dortmunds Domina 09", die in der "Mord am Hellweg"-Anthologie "Sexy. Hölle. Hellweg" zu finden ist. Auch diese Kurzgeschichte durften wir an dem Abend noch hören. Anhand des Titels ist sicher nicht schwer zu erraten, dass der BVB darin eine kleine Rolle spielt...und damit beenden wir das Thema Fußball auch schon wieder, denn als Dortmunderin habe ich schon genug Mühe damit, nach jedem Spieltag zwei Tage lang alle Sportnachrichten in Radio und Fernseh wegzuschalten, um nicht 100mal täglich an das Elend erinnert zu werden.


Insgesamt dauerte die sehr gelungene Lesung in kleinem Kreis fast zwei Stunden - Bücher gab es leider nicht zu kaufen, sonst hätte ich mir direkt ein "Engelsgleich" mitgenommen. So habe ich mir ein Lesezeichen unterschreiben lassen, das dann in das Buch einziehen darf. Oder in eines der Bücher, denn "Drecksspiel" brauche ich ja dann wahrscheinlich auch noch. Erst einmal muss ich aber "Engelsgleich" lesen, denn das Vorgelesene war schon sehr spannend und ich bin wirklich neugierig, wie die einzelnen Handlungsstränge am Ende wohl zusammen passen werden.

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